Björn Höckes NS-Munitionierung
Er beschwört eine „tausendjährige Zukunft“, nennt Regierende „Volksverderber“ und will „Tat-Elite“ sein. Björn Höckes Vokabular ist mehr als auffällig. Zwischen gewundenen Formulierungen, heroischem Kitsch und weinerlichem Pathos steckt aber allerhand rhetorische Fundmunition. Die Blindgänger aus NS-Zeiten sind keine Zufallsprodukte, dafür kommen sie zu oft vor. Eine ganze Ladung davon hat Andreas Kemper fürs Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung analysiert und historisch verortet.
Rainer Wendt: Ich beleidige Sie nicht, sondern sage nur, Sie sind ein …
Rainer Wendt, Dauerpöbler in Talkshows und Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, hat einmal mehr seine außerordentlichen Logikkenntnisse unter Beweis gestellt. Nachdem in Hameln ein wahrlich Durchgeknallter seine Frau ans Auto schnallte und beinahe zu Tode schleifte, hatte Wendt – ganz im Law-and-Order-Stil – eine verweichlichte Gesellschaft dafür verantwortlich gemacht. In einem Interview bei Spiegel Online rudert er zurück – scheinbar. Übrig bleiben hohle Phrasen und die Erkenntnis, dass dieser Mann bestenfalls zur braunen Eckfahne taugt. weiterlesen
Beamtenbashing auf Sächsisch
Selten nur erklingen auf diesem Kanal freundliche Töne, wenn Sachsen eine Rolle spielt. Aber an diesem Punkt bedarf es einer kleinen Korrektur. Der gestern veröffentlichte Sachsenmonitor zeigt in der Tat Erschreckendes. Was allerdings mit Zahlen, also mit einzelnen Zustimmungswerten, gerade passiert, ist fahrlässig. Bestes Beispiel sind die Beamten und ihre politische Einstellung. weiterlesen
Wörterbuch des besorgten Bürgers
Der Sprachlos-Blog goes print. Wir freuen uns.
Von »Asylindustrie« über »Merkeljugend« bis »Volkstod«: In Kreisen besorgter Bürger machen dieser Tage Begriffe die Runde, deren Unsinn nicht selbstverständlich ist. Dieses Wörterbuch kartografiert und kritisiert – unvollständig und selbst wertend – in 150 Einträgen den sprachlichen Zauber, der weite Teile der politischen Öffentlichkeit erfasst hat und der beharrlich mit stilisierten Ängsten spielt. Konsequent aus einer falschen Opferperspektive werden Tabubrüche inszeniert, um noch so derbe Zumutungen als verkannte Wahrheit zu deklarieren. Neben der politischen Schärfe, welche die Aufarbeitung besorgter Sprache unweigerlich zeigt, kommt auch (ungewollt) Komisches zum Vorschein: Wer etwa von »Volksverdünnern« spricht, hat nicht darüber nachgedacht, dass Besorgte – um im Bild zu bleiben – dann die Arterien der Gesellschaft verstopfen.
Das Buch erscheint Anfang Dezember 2016.
Was heißt hier Volk?*
„Power to the people!“ schallt es gegenwärtig immer wieder als Slogan des Widerstands durch die großen Hallen, wenn Donald Trump seine Wahlkampfauftritte zelebriert. Eine Parole gegen den Milliardär. Am Rednerpult zeigt er dagegen ein herrisches Männerbild, das Stärke und Kompromisslosigkeit suggeriert. Trump, der mit verbalen Entgleisungen seine Distanz zum Establishment markieren und volksnah wirken will, gibt den patriarchalen Herrscher, der die Schwachen in die Mangel nimmt und ungewohnt hart das Recht des Stärkeren proklamiert. Seine Fans, so wirkt es zumeist, laben sich an einer beinahe libidinösen Übertragung: Seine machistische Potenz färbt auf sie ab. Wird Trump gewählt, ist sein Einfluss auch ihrer. Und der Protest gegen dieses antiquierte Bild des starken weißen Mannes formiert sich hinter der „Macht des Volkes“ (people). weiterlesen