Beamtenbashing auf Sächsisch

Selten nur erklingen auf diesem Kanal freundliche Töne, wenn Sachsen eine Rolle spielt. Aber an diesem Punkt bedarf es einer kleinen Korrektur. Der gestern veröffentlichte Sachsenmonitor zeigt in der Tat Erschreckendes. Was allerdings mit Zahlen, also mit einzelnen Zustimmungswerten, gerade passiert, ist fahrlässig. Bestes Beispiel sind die Beamten und ihre politische Einstellung.

Es gibt tausend Gründe, auf Sachsen einzuschlagen. Die politische Kultur ist im Eimer, eine Form der Hofstaatsdemokratie ist ausgeprägt und die drängenden Probleme mit protofaschistischen, xenophoben und rassistischen Einstellungen werden seit Jahren kleingeredet. Sinnbildlich dafür steht der Umgang mit Pegida, denen beharrlich der Heiligenschein der Bürgerlichkeit umgehängt wurde, selbst dann noch, als von der Bühne derbe und offen rassistische Hetze überschwappte. Der jüngst veröffentlichte Sachsenmonitor bestätigt das Bild eines völkischen Hinterlands. Und dennoch ist Vorsicht geboten, wenn Zahlen und Abbildungen der Meinungsforschung für sich und ohne Kontext verbreitet werden.

beamte-in-sachsen-1Ein Beispiel: Bei Twitter kursieren Auszüge aus den angehängten Tabellen, also einzelne Zustimmungswerte, in denen sächsische Beamte ziemlich schlecht aussehen. Was von sächsischen Staatsbediensteten auch immer zu halten sein mag, so einfach ist es nicht. Während die Stichprobe insgesamt mit etwas über 1.000 Probanden als repräsentativ gelten kann, beziehen sich diese Prozentangaben auf gerade einmal 20 Personen aus dem Kreis der Beamten. Also wünschen sich von den 20 befragten Figuren sechs, dass die Frauen zurück an den Herd gehen. Oder vier glauben, dass Homosexualität widernatürlich sei. Das sind eindeutig sechs bzw. vier zu viel, sagt aber wenig über sächsische Beamte insgesamt. Auch der Vergleich zu anderen Berufsgruppen ist bei der Zahl an Befragten nicht aussagekräftig.

Grundsätzlich ist es mit einzelnen Zustimmungswerten schwierig, weil Einstellungsmuster üblicherweise über Kombinationen ermittelt und mit mehr Aufwand erforscht werden. Die Gefahr besteht dabei nicht nur darin, unseriös zu verkürzen. Problematischer ist, dass einzelne Auszüge, die für sich genommen kaum Aussagekraft haben, laufen lernen und für das Gesamtbild herhalten müssen. Auch Pegida und AfD können Internet und stürzen sich mit allem Eifer auf eigentlich problematische Zahlen, die angeblich nachweisen, dass in Sachsen mehr als die Hälfte der Leute ihrer Meinung sind. Ob das so stimmt oder nicht, geben die einzelnen Werte oft nicht her.

beamten-in-sachsenDie Erkenntnis, dass es düster ist in Sachsen, war auch schon vor dem Sachsenmonitor um die Ecke gekommen. Aber gut, nun ist die Problemlage offenkundig. Und dennoch wäre es ratsam, nicht mithilfe verkürzter Zahlenspiele, die viel Aufmerksamkeit versprechen, dramatisierten Unsinn zu verbreiten. Das ist in Sachsen wahrlich nicht nötig.