Billiges Geld

Spätestens seit dem jüngsten Zinstief ist die Rede vom „billigen Geld“ salonfähig. Gablers Wirtschaftslexikon kennt sogar eine „Politik des billigen Geldes“ und meint damit ein „geldpolitisches Konzept für eine expansive Konjunkturpolitik“: Niedrige Zinsen sollen dafür sorgen, dass viel Geld in Umlauf kommt und die Wirtschaft belebt. Soweit die übliche Tonlage. Gleichzeitig allerdings bringt die Phrase vom billigen Geld den Taumel eines selbstreferenziellen Wertsystems ans Licht. Nichts Festes, nichts Materielles, nichts Greifbares bildet mehr den Gegenwert zu Geld, zu buchstäblich gegenstandslosen Buchungen und Scheinen. Die Einheit für billig und teuer kann selbst billig oder teuer sein. Niemand würde indes im Baumarkt nach einem besonders langen Meter Holz verlangen. Mit einem solchen Geldbegriff ist vieles möglich, wie die Finanzmärkte anschaulich zeigen. Die Basis der zeitgenössischen Wirtschaft ist ein irres Spiel ohne Halt. Ironisch verarbeitet diesen Zirkus die Partei DIE PARTEI: Auch 2015 promoted sie wieder ihre „Geldverkaufsaktion“ und bietet Käufern 100 Euro für nur 80 Euro. Mathematischer Zweifel ist wirtschaftliche Realität: 2 + 2 = 5 is true for very large values of 2.

  1. Was aber sehr interessant an der Politik des billigen Geldes ist, das ist dass die Zinsen der langfristigen und der kurzfristigen Ausleihungen massiv divergiert. Auffallend ist auch dass kurzfristige Ausleihungen teurer werden obwohl die Zinsen niedrig bleiben und Geldschwemme betrieben wird

  2. Vor allem der September wird spannend. ich glaube ehrlich gesagt nicht dass die Notenbank VOR der Präsidentenwahl irgendwas markantes ändern wird aber ich lass mich gern belehren.

  3. Das billige Geld wird vermutlich noch mindestens bis zu Trump bleiben. vor der Wahl wird sich wohl niemand trauen, an der Schraube der Zinsen zu drehen. oder sieht das jmd anders?

  4. mittlerweile gab es ja .— abseits des großen Medienspektakels um BREXIT und Co — ja wiederum 7.5 Mrd EUR für die Griechen. Also in Summe kann das natürlich nicht gut gehen denk ich mir!

  5. Die ganze derzeitige Haussee ist nur geprägt durch das billige Geld. Was es im Umkehrschluss auch so schwierig macht, reale Bewertungen für Unternehmen zu finden. Man müsste eigentlcih alle Unternehmenszahlen fiktiv mit einem realen Zinsfuss rechnen um die Bewertung richtig zustellen. Allerdings wäre dieses ein Ding der Unmöglichkeit, denn wo hört man auf zu korrigieren? Bei den Umsätzen, bei den Unternehmenszukäufen der Vergangenheit? bei den Aktienrückkäufen? .. 🙂

  6. Ah. Also erst einmal, Geld hat einen Preis. Dieser wird allerdings Zins genannt. Wer sich Geld leiht muss diesen bezahlen. Wenn also Geld billig ist, ist dieser Zins niedrig. Wie dies aktuell der Fall ist. Ziel ist in der Tat die Geldmenge im Markt zu erhöhen, dass dies notwendig ist, ergibt sich u.a. aus der niedrigen Inflationsrate aber auch aus den Konjunkturproblemen der südlichen Euro-Länder.

    So geht es nicht um einen möglichst langen Meter, sondern um einen möglichst geringen Preis für einen Meter Holz. Am Wert des Geldes ändern die Zinsen nämlich erst einmal gar nichts.

    1. Soweit die klassische Deutung. Doof ist daran nur, dass die Einheit, die den Zins bemisst (neben dem relationalen Prozentwert), die also den Preis des Geldes taxiert, selbst Geld ist. Das sich hier die Katze in den Schwanz beißt, ist doch wahrlich offensichtlich. Die beinahe unerhörte Selbstreferenzialität des Geldes zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Sie dessen Wert nur über Zins, also Geld, also sich selbst, fassen bzw. denken können. Das war einmal anders. Man denke an den Dollar-Gold-Standard.

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