Gnade ihr Gott: Frauke Petry und die angebliche Schuld aller Geflohenen

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Foto: Olaf Kosinsky, Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland“

Dass Frauke Petry (AfD) ein Problem mit der aktuellen Asylgesetzgebung hat, ist bekannt. Dass man mit dieser Gesetzgebung auf sehr unterschiedliche Weise unzufrieden sein kann, auch. Die einen kritisieren, vom eigentlichen Recht auf Asyl, wie es die Genfer Flüchtlingskonventionen vorgeben, sei nicht mehr viel übrig. Nachdem über die Jahre mehr und mehr Einschränkungen das Gesetz ausgehöhlt haben, könne von einem solchen Recht keine Rede mehr sein. Die anderen, und da ist die AfD besonders laut, finden das aktuelle Gesetz viel zu schwach. Oder besser: unnötig. Denn wenn es kein Recht auf Asyl gäbe, bräuchte es auch keine Asylgesetzgebung. Man kann es aber auch anders drehen und wie Frauke Petry fordern, das „Recht auf Asyl“ in ein „Gnadenrecht des Staates“ umzuwandeln. Zu dieser Aussage ließ sie sich bei einem Gespräch mit Katrin Göring-Eckardt (Grüne) in der Zeit hinreißen. weiterlesen

WdbB: Schande

Bild_SchandeEine »Schande für Deutschland« − das sind für Besorgte Flüchtlinge, die Politik Angela Merkels und die Islamisierung, Frühsexualisierung und Umerziehung ihrer Kinder. »Damit Deutschland nicht zerstört wird«, soll die AfD gewählt werden, denn alle anderen Parteien stehen für Schmach und Schande. weiterlesen

„Denkmal der Schande“: Höcke und der Trick mit dem Genitiv

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Foto: Jomont Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland“

Diese Formulierung sorgte für einige Aufregung. In seiner Rede im Dresdner Ballhaus Watzke, bei der das auf Joseph Goebbels verweisende Wortspiel „Tanzpalastrede“ durchaus angemessen erscheint, hatte Björn Höcke (AfD) lang und breit die deutsche Gedächtniskultur angegriffen. Von Schuldkult war die Rede und davon, dass die Deutschen immer noch ein völlig gestörtes Verhältnis zu ihrer Vergangenheit hätten. Bekanntlich gipfelte dieses Agitationsspektakel in einem Satz, der für viel Wirbel sorgte und – vielleicht geschickt, vielleicht zufällig – mit einem doppeldeutigen Genitiv arbeitet. Gut gespielt, Björn. Und dennoch ist die Aussage eindeutig geschichtsrevisionistisch und entspricht zeitgemäßer Nazipropaganda. weiterlesen

Totalitarismus der Willkommenskultur?

Aus dem Hannah-Arendt-Institut in Dresden und der TU Chemnitz kommen ultrarechte Töne

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Graffiti von Patrik Wolters alias BeneR1 in Teamarbeit mit Kevin Lasner alias koarts, Foto: Bernd Schwabe in Hannover, Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported

Lothar Fritzes Welt steht vor dem Zusammenbruch. Für den Politikprofessor an der TU Chemnitz und Mitarbeiter am Dresdner Hannah-Arendt-Institut steht Deutschland kurz vor seiner Vernichtung. Schuld ist die „gute böse“ Willkommenskultur, die er allen Ernstes als totalitär beschreibt. Fritze bedient beinahe alle Mythen und Absurditäten neurechter Debatten und hängt diesen das fadenscheinige Mäntelchen der Wissenschaft um – ausgerechnet im Namen Hannah Arendts. weiterlesen

In der „linksfaschistischen Echokammer“

Besorgte Kommentare sind schon eine putzige Sache – insofern sie nicht gleich verbale Zumutungen enthalten und zur Gewalt aufrufen. In einem herausragenden Exemplar war unlängst von unserer „linksfaschistischen Echokammer“ die Rede. In der stehen wir also und hören uns selbst zu. Doch was ist damit gemeint? Genauer besehen, entsteht ein schräges Bild. weiterlesen

Was heißt hier Volk?*

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Foto: ThomasTomson (Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung“ 3.0)

„Power to the people!“ schallt es gegenwärtig immer wieder als Slogan des Widerstands durch die großen Hallen, wenn Donald Trump seine Wahlkampfauftritte zelebriert. Eine Parole gegen den Milliardär. Am Rednerpult zeigt er dagegen ein herrisches Männerbild, das Stärke und Kompromisslosigkeit suggeriert. Trump, der mit verbalen Entgleisungen seine Distanz zum Establishment markieren und volksnah wirken will, gibt den patriarchalen Herrscher, der die Schwachen in die Mangel nimmt und ungewohnt hart das Recht des Stärkeren proklamiert. Seine Fans, so wirkt es zumeist, laben sich an einer beinahe libidinösen Übertragung: Seine machistische Potenz färbt auf sie ab. Wird Trump gewählt, ist sein Einfluss auch ihrer. Und der Protest gegen dieses antiquierte Bild des starken weißen Mannes formiert sich hinter der „Macht des Volkes“ (people). weiterlesen

Im Zug der Opportunisten: Ein Nachruf auf das Conne Island

Ein Schritt vor, zwei zurück“ heißt ein unlängst vom Plenum des Conne Island veröffentlichter Text. Seither schlagen die Wellen hoch. Von der Cinémathèque bis zu Beatrix von Storch hagelt es Gratulationen und Zuspruch. Der Mut des ehemals linken Zentrums wird gewürdigt und die Offenheit gelobt. Wie nicht anders zu erwarten, reibt sich die Presse die Hände, schließlich verknüpft das Statement des Conne Island drei Themen, die garantiert für Auflage und Klickzahlen sorgen: Kriminalität, Sex und Ausländer. Was vielerorts für mutig verklärt und als ehrlich anerkannt wird, ist eigentlich ein Schmarrn aus Vorurteilen und falschen Fokussierungen. Getragen wird der Text von einem veritablen Kulturrassismus und degradiert den Laden unfreiwillig zur unpolitischen Partyzone. weiterlesen

Entwürdigende Kartoffeln und Fotzen der Meinungsfreiheit

Die Älteren werden sich vielleicht noch erinnern: Anfang des Jahres meldete eine Gruppe namens GEPIDA, also „Genervte Einwohner protestieren gegen Intoleranz Dresdner Außenseiter“, fast wie jeden Montag eine Gegendemo gegen PEGIDA an. Für den Abend des 25. Januars hatte sich die Versammlungsbehörde aber etwas Spezielles ausgedacht und schickte einen 14-seitigen (!) Auflagenbescheid. In diesem wurden Demonstrationen und Versammlungen von 2014 erwähnt, um die Gefahr zu begründen – also die linksextreme –, die von GEPIDA ausgeht. Aber vor allem bezog sich die Behörde auf einen Tweet des sicher höchst „offiziellen“ Twitter-Accounts „antifa_dd“, in dem die Teilnehmer von PEGIDA als „Kartoffeln“ bezeichnet wurden. Und das geht nun wirklich nicht, denn das „kann als Hinweis verstanden werden gegen als ‚Kartoffeln‘ entwürdigte Gegner vorzugehen“, so die Begründung.

GEPIDA-Kartoffeln-Auflagenbescheid

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Erika Steinbach quietscht

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Foto: Deutscher Bundestag

Genderwahn ist ein beliebtes Schlagwort besorgter Bürger. Dass mitunter einiges schief läuft, wenn es ums Gendern geht, ist unbenommen. Der Wahn jedoch gehört eher den Besorgten. Und Erika Steinbach schießt mal wieder den Vogel ab, weil sie noch den dämlichsten Witz nicht versteht. Diesmal glaubte sie im Ernst, jemand wolle von der/die StaubsaugerIn sprechen. weiterlesen