Der Faschismus gilt den Besorgten als ziemlich genau das, wovon sie sich abgrenzen: von Linksfaschisten auf der Straße, vom Merkel- oder EU-Faschismus. Aus Leipzig ist der Ausspruch eines Gida-Teilnehmers überliefert, dass »in einer Faschistenrepublik wie Deutschland alles erlaubt« sei. Grund: Die Polizei wollte eine Sitzblockade nicht unmittelbar räumen. Seit seinem bitteren KZ-Witz wähnt sich auch Akif Pirinçci, Lautsprecher nationalistischer Migranten, im »puren Faschismus«. Selbst die Abkürzung Antifa bedeute eigentlich »antideutsche Faschisten«, wie Ex-Legida-Frontmann Markus Johnke behauptete. Das Wort kommt, ähnlich wie Nazi, beharrlich als Fremdzuschreibung zum Einsatz − für alles Böse und Verdorbene, also für alle, die nicht besorgt mitflöten. weiterlesen
WddB: Identität
In pathetischer Prosa dreht sich das Identitätskarussell seit einigen Jahren mit der Identitären Bewegung in eine weitere Pirouette hinein: »Unsere Generation ist das Opfer der 68er (…). Wir lehnen die Geschichtsbücher ab (…). Wir sind die Bewegung, die auf unsere Identität, unser Erbe, unser Volk und unsere Heimat schaut und erhobenen Hauptes dem Sonnenaufgang entgegengeht!« Im Abwehrkampf einer »Selbstabschaffung« Deutschlands gibt diese Gruppe die Wacht am Rhein − und bedient rassistische Ressentiments. Der Besorgtenrest tut es ihnen gleich. weiterlesen
WdbB: Verschwulung
Ein paar Anmerkungen zur „gründlichen deutschen Genitalwäsche“, diesmal als Tondokument bzw. als Video. Mit bestem Dank an Till Sorge.
WdbB: Volk
Vom Volk sprechen heißt, eine Kampfzone zu betreten. Gerade mit dem abgenutzten Spruch »Wir sind das Volk« schreibt sich in die Debatte eine gefährliche Geste der Universalisierung ein, steckt in ihr doch die falsche Annahme, für alle, für das ausgeschlossene Ganze des Volkes zu demonstrieren. Das verleiht den besorgten Bürgern ihre Aggressivität: Sie glauben vermutlich eher instinktiv als absichtlich, auch alle anderen Volksgenossen zu repräsentieren und werden umso wütender, wenn diese sich nicht einfach vereinnahmen lassen. weiterlesen
WdbB: Lügenpresse
Seit es so etwas wie Presse gibt, zirkuliert das Schlagwort. Genau genommen ist Lügenpresse eine Art Abwandlung älterer Schmähungen, die sich unter anderem Katholiken und Protestanten in Bezug auf Glaubensstreitigkeiten gegenseitig zuwarfen: Die dazu passenden Druckerzeugnisse hießen Lügenblatt oder Lügenschrift. weiterlesen
WdbB: Schande
Eine »Schande für Deutschland« − das sind für Besorgte Flüchtlinge, die Politik Angela Merkels und die Islamisierung, Frühsexualisierung und Umerziehung ihrer Kinder. »Damit Deutschland nicht zerstört wird«, soll die AfD gewählt werden, denn alle anderen Parteien stehen für Schmach und Schande. weiterlesen
WdbB: Flüchtlingswelle
Fließ- und Wassermetaphern sagen viel aus über jene, die sie verwenden, aber nichts über das, was als wellenbewegt beschrieben wird. Das Verdrängte schwappt über. Ob Gida-Gegendemos als losgelassene Wellen der Gewalt deklariert oder einzudämmende Flüchtlingsströme herbeigeredet werden: Solche Beschreibungen transportieren Beunruhigendes, weil sie mit tief verwurzelten Bedrohungsbildern operieren. Ströme, Fluten, Wellen stehen für irgendetwas gesichtslos in Masse Auftretendes. Angelehnt an Naturkatastrophen wird suggeriert, es passiere Ungeheuerliches, dem man am bestem mit dem Äußersten begegnet. weiterlesen