Besorgte Karikatur: Die Sächsische Zeitung schmust mit Pegida

sz-karikatur_iiAm Silvesterwochenende veröffentlichte die in Dresden ansässige Sächsische Zeitung – ein im besten Wortsinn streitbarer Laden – eine Karikatur. Sie zeigt Angela Merkel in üblicher Pose vor der für ganz Deutschland symbolischen Szenerie des Brandenburger Tors. Während Merkel in bewährter Form die Raute darbietet, läuft im Hintergrund Sodom und Gomorrha. Weil dem Bild der doppelte Boden fehlt, ist es nicht nur stereotyp und rassistisch. Die Sächsische Zeitung betritt damit auch den Raum des Kontrafaktischen und reicht Pegida die Hand.  weiterlesen

Zügelloser westlicher Egoismus: Caritas und Diakonie sind dabei

Die_Groesste_Katastrophe
Quelle: http://www.caritas-international.de/wasunsbewegt/veranstaltungen/sommeraktion-2016/downloadbereich

Hilfsprogramme für die sogenannte Dritte Welt haben es an sich schon schwer. Sie sind gefangen zwischen postkolonialen Almosen, westlichem Ablasshandel (wer spendet, bereinigt sein Gewissen und kann fortan – wie üblich im Kapitalismus – indirekten Raubbau betreiben) und einer sehr berechtigten und ernst gemeinten Unterstützung bei humanitären Krisen. Oft ist schwer zu erkennen, wer eigentlich was will und wer wovon profitiert. Eine neue Kampagne von Caritas und Diakonie allerdings spielt so offenkundig den westlichen Egoismus aus, dass es weh tut. Beabsichtigt ist das freilich nicht. weiterlesen

Ein „Linkslinguist“? Die AfD Sachsen und ihre mangelnde Lesekompetenz

bildschirmfoto-2016-12-14-um-19-10-31Dass ein Wörterbuch der besorgten Bürger bei diesen selbst nicht auf Zuneigung stoßen würde, überrascht nicht. Die AfD Sachsen allerdings nimmt die Veröffentlichung gleich zum Anlass, ihre unbarmherzig mangelhafte Lesekompetenz unter Beweis zu stellen. Ein „Linkslinguist“ habe das Buch zu verantworten und „Entartung“ wäre ganz falsch dargestellt, poltert Landesvize Thomas Hartung. Dumm nur, dass das Buch 12 Personen geschrieben haben und „Entartung“ darin gar nicht vorkommt. weiterlesen

WdbB: direkte Demokratie

bild_direkte-demokratieDie Sache mit der Demokratie ist an sich schon schwierig. Was heißt »Herrschaft des Demos«? Wer ist das? Funktioniert die Idee der Repräsentation, also die Vorstellung, dass einzelne für viele entscheiden? Das sind Fragen, die dieser Tage hochkochen − in Zeiten, in denen immer häufiger von Postdemokratie oder Oligarchie (der Herrschaft des Reichtums) gesprochen wird. weiterlesen

Essay: Im Gleichschritt gegen die Moderne

Zum (Miss-)Verhältnis von Postmoderne und der Neuen Rechten

von Ludwig Decke

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post-modernWährend postmoderne Theorien seit den 1980er Jahren in der Linken für eine anhaltende Diskussion sorgen, scheint sich auf der anderen Seite des politischen Spektrums ein eindeutigeres Bild abzuzeichnen. Innerhalb der Neuen Rechten, die sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Alternative zum etablierten rechtsextremen Lager herausgebildet hat, scheint „postmodern“ meist als Chiffre für Chaos und Auflösung, für den vom politischen Gegner verantworteten Angriff auf tradierte Werte wie Volk, Staat und Nation zu stehen. So bringt die Formel „Postmoderne = Dekonstruktion von Identität“, wie sie in der neurechten Jugendzeitschrift Blaue Narzisse aufgestellt wird, die verbreitete Abneigung gegen den Begriff und die mit ihm assoziierten Phänomene auf den Punkt. Umso verwunderlicher ist es daher, dass einer der wichtigsten Köpfe jener Denkrichtung, der Schweizer Publizist und Schriftsteller Armin Mohler, ein gänzlich anderes Verhältnis zur Postmoderne pflegte. weiterlesen

In der „linksfaschistischen Echokammer“

Besorgte Kommentare sind schon eine putzige Sache – insofern sie nicht gleich verbale Zumutungen enthalten und zur Gewalt aufrufen. In einem herausragenden Exemplar war unlängst von unserer „linksfaschistischen Echokammer“ die Rede. In der stehen wir also und hören uns selbst zu. Doch was ist damit gemeint? Genauer besehen, entsteht ein schräges Bild. weiterlesen

Die AfD erfindet einen Verfassungsschutzbericht. Ein Stück für drei Abgeordnete

Verfassungsschutz in Berlin-Treptow
Verfassungsschutz in Berlin-Treptow, cc-by-nc-2.0, HU Kampa

     1. Akt:

Am 18. Oktober 2016 fragt Uwe Wurlitzer (auf einem falsch lizenzierten Foto des Landgerichts Leipzig): „AfD-Anfrage: Warum fördert der Freistaat die politisch extreme Linksjugend?“ Er führt in der dazugehörigen Pressemitteilung aus:

Auch wenn die politisch extreme Linksjugend keine direkten Gelder aus dem SPD-Ministerium erhält, so wird sie doch indirekt über den Ring der politischen Jugend mitfinanziert. Ein derart inkonsequentes Verhalten zeigt das gestörte Verhältnis der SPD zu linken Gewalttätern. Laut Verfassungsschutzbericht 2015 geht die Linksjugend u.a. davon aus, dass der kapitalistische Staat Faschismus hervorbringe und deshalb gegen den Staat und vor allem gegen die Angehörigen der Sicherheitsbehörden vorgegangen werden müsse. Es ist unverantwortlich, einen derartigen Aufruf zur Gewalt gegen den Staat und seine Beamten finanziell noch zu fördern. Die AfD-Fraktion fordert die Staatsregierung auf, die Mittelzuweisung an den Ring politischer Jugend dahingehend zu überarbeiten. Einen entsprechenden Haushaltsantrag werden wir einbringen.
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WdbB: !!1!1!!

bild_ausrufezeichenFünf Ausrufezeichen sind »ein sicheres Zeichen dafür, daß jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt«, witzelt eine Figur im Terry-Pratchett-Roman Mummenschanz. Ausrufezeichen müssen dazu herhalten, die Unmöglichkeit des Schreiens im geschriebenen Wort aufzufangen. Und weil die Frustration besorgter Bürger kaum zu steigern ist angesichts der Manipulationen und Bedrohungen, die das deutsche Volk erleiden müsse, ertönt jeder Satz mit zornbebender Stimme. Die Zahl der Ausrufezeichen markiert die Erregungsleiter. Zwei, drei wirken ruhig und besonnen. Ab acht wird die Wut anschaulich, bei 30 droht die Halsschlagader zu platzen. Die alte Kunst der Argumentation ist einem marktschreierischen Überbietungswettkampf gewichen: Jede noch so absurde Aussage beweist ihren Wahrheitswert anhand der Häufung einer Punkt-Strich-Kombination am Satzende. Die erregte Gesellschaft hat ihr Lieblingszeichen gefunden. Im Eifer des Gefechts und in Unkenntnis der Feststelltaste schleicht sich hin und wieder eine 1 ein, was der Angelegenheit beinahe einen typographischen Charme verleiht. Das wäre eine Randnotiz, würden die Besorgten nicht auf die Reinheit der deutschen Sprache pochen, die ein Ausrufezeichen nur bei einem Satz mit Imperativ vorsieht. Also wirklich selten. Und immer nur eins.
[rf]

Björn Höckes NS-Munitionierung

Er beschwört eine „tausendjährige Zukunft“, nennt Regierende „Volksverderber“ und will „Tat-Elite“ sein. Björn Höckes Vokabular ist mehr als auffällig. Zwischen gewundenen Formulierungen, heroischem Kitsch und weinerlichem Pathos steckt aber allerhand rhetorische Fundmunition. Die Blindgänger aus NS-Zeiten sind keine Zufallsprodukte, dafür kommen sie zu oft vor. Eine ganze Ladung davon hat Andreas Kemper fürs Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung analysiert und historisch verortet.

„Zur NS-Rhetorik des AfD-Politikers Björn Höcke“

Rainer Wendt: Ich beleidige Sie nicht, sondern sage nur, Sie sind ein …

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Foto: Hobbes1500

Rainer Wendt, Dauerpöbler in Talkshows und Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, hat einmal mehr seine außerordentlichen Logikkenntnisse unter Beweis gestellt. Nachdem in Hameln ein wahrlich Durchgeknallter seine Frau ans Auto schnallte und beinahe zu Tode schleifte, hatte Wendt – ganz im Law-and-Order-Stil – eine verweichlichte Gesellschaft dafür verantwortlich gemacht. In einem Interview bei Spiegel Online rudert er zurück – scheinbar. Übrig bleiben hohle Phrasen und die Erkenntnis, dass dieser Mann bestenfalls zur braunen Eckfahne taugt. weiterlesen