Ressortleiter „Hetze“ – gesucht und gefunden?

Gastbeitrag von Tobias Wilke

FotoJetTag24WTFnewDass Tag24 herzlich wenig vom eigentlich zwingenden Konjunktiv hält, sobald es um vermeintliche Nichtdeutsche geht, die irgendwie im Zusammenhang mit einer möglichen Straftat stehen könnten, hat dem Onlinekäseblatt bereits zu trauriger Berühmtheit im Fake-News-Atlas Hoaxmap.org verholfen – der Artikel über eine vermeintliche Vergewaltigung durch „südländische Typen“ am „helllichten Tag in Dresden“ gilt als regionaler „Klassiker“ unter den journalistischen Sorgfältigkeitspflichtverletzungen. Nun hat einer der sächsischen Tag24-Onlineautoren einen blitzsauberen Hat(e)trick hingelegt … weiterlesen

Wer nicht zählen kann, muss hetzen. „Zuwanderer“ in der Sächsischen Kriminalstatistik

Gastbeitrag von Tobias Wilke

PKS 2017 falschDem Landeskriminalamt Sachsen ist es offenbar eine „Herzensangelegenheit“, eine sogenannte „Tatverdächtigenbelastungszahl“ für die Gruppe der Zuwanderer zu benennen, also den Anteil der tatverdächtigen Zuwanderer an den Zuwanderern in Sachsen insgesamt. Trotz ausdrücklicher Warnung des Bundeskriminalamt (BKA), dass diese Berechnung hochkomplex ist und etliche Fallstricke birgt. Deren Kollegen aus Sachsen haben es dennoch versucht und entsprechende Zahlen veröffentlicht – mit gravierenden Fehlern, die Populisten in die Hände spielen. weiterlesen

WdbB: Asylindustrie

Eigentlich treibende Kraft hinter der Flüchtlingskrise ist die Asylindustrie. In gewissen Kreisen etablierte sich die zeitgemäße Notwendigkeit, auf jede Meldung zu fragen: »Cui bono?« Nur wer erkennt, wem der Lauf der Ereignisse in die Taschen spielt, erkenne auch, was wirklich los ist. Industrie kann erst mal ein neutrales Wort sein und eine bestimmte, eben industrialisierte Produktionsform meinen oder einen Wirtschaftszweig. Im letzteren Fall kann sich ein negativer Beiklang einstellen, wenn etwa die Musikindustrie beklagt wird, die weniger auf den künstlerischen Wert achtet als auf Chartplatzierungen. Der Vorwurf des schnöden Geldverdienen-Wollens steht bei Asylindustrie im Vordergrund. Hier hat man sich gierige Profiteure vorzustellen, die rücksichtslos mit Blick aufs eigene Konto an der Füllung des selbigen arbeiten. weiterlesen

Zucker für die Affen: Tag24 und die erfundenen 670 Prozent mehr Vergewaltigungen

tag-24-fb-670-ProzentDa wird die Volksseele kochen: Tag24, Boulevard ohne Journalismus, berichtet, dass im Raum Leipzig die Zahl der Vergewaltigungen um 670 Prozent und damit drastisch gestiegen sei. Das Blatt bemüht die aktuelle Kriminalstatistik und singt verbittert mit im Chor derer, die tagein tagaus davon faseln, wie schlimm die Welt doch mittlerweile angeblich ist. Zusammen mit einem anderen Text zur Gesamtzahl der Straftaten schraubt sich die fälschlich Zeitung genannte Sammlung von Dummheiten ein weiteres Treppchen die Angstspirale hinauf. Blöd ist nur, dass das Blatt mit dem letzten Fünkchen Seriosität den Fehler selbst zugibt: Einen Anstieg gab es nicht. weiterlesen

Suppenküchenstaat: Die Existenz der Tafeln ist der Eklat

tafelnWer Migranten per se von Mildtätigkeit ausschließt und von »Nehmergenen« spricht, agiert rassistisch. An dieser Stelle muss nicht weiter verhandelt werden und man könnte die Debatte über die Essener Tafel beenden. Was erschüttert, ist das Licht der Selbstverständlichkeit, in dem die Tafeln heute erscheinen. Der Suppenküchenstaat, in dem Menschen ohne ehrenamtliche Hilfe hungern – bei gleichzeitiger Selbsterhöhung einiger Ehrenämtler –, ist zur Normalität geworden. Zum deutschen Ausweis kollektiver Fürsorge, die einmal mehr verteidigt werden muss gegen Menschen, die noch weniger haben. Oder wenigstens nicht den richtigen Pass. Daher sollen nachfolgende Zeilen nicht den klar zu kritisierenden Rassismus anvisieren, sondern den Eklat, den die Existenz der Tafeln an sich darstellt. weiterlesen

WdbB: Gutmensch

»Der größenwahnsinnige Herrenmensch ist zurück«, hieß es von Pegidas Bühne. Er komme heute als Gutmensch daher. Nun ist Tucholskys Spruch »Das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern gut gemeint« allbekannt, wie aber konnte der gute Mensch zum Feindbild werden? weiterlesen

Die AfD-Logik der Eskalation oder: Manchmal ist schweigen Gold

IMG_8399Wer diesen Blog regelmäßig verfolgt, dürfte bemerkt haben, dass wir ein wenig maulfaul geworden sind. Neue Beiträge lassen mitunter länger auf sich warten. Dafür gibt es Gründe. Der eine lässt sich knapp zusammenfassen: Man hat das drängende Gefühl, sich endlos zu wiederholen und am Ende des Tages immer auf die gleichen Dinge aufmerksam zu machen. Frust ist kein guter Schreibberater. Ein anderer Grund allerdings ist die Systematik der Debatte selbst. Manche inhaltlich völlig berechtigten kritischen Einwände bespielen unabsichtlich aber effektiv die Logik der Eskalation, die von der AfD perfekt bedient wird. weiterlesen

WdbB: Obergrenze

»Die Obergrenze wird kommen«, gab sich Horst Seehofer von der CSU, dauerbesorgter Regierungschef in Bayern, im Dezember 2016 zuversichtlich. Was sich im beschaulichen Freistaat so leichtfüßig sagen lässt, hat einen harten, unmenschlichen Kern. Obergrenzen lassen sich in Bezug auf viele Dinge definieren: Wer am Projekt Sommerkörper arbeitet, kann sich eine Obergrenze für Kalorien geben, die täglich zugeführt werden. Und wer befürchtet, zu oft und zu tief ins Glas zu schauen, könnte ähnlich mit Alkohol verfahren. In allen Fällen bedeutet es, alles Überschüssige wegzulassen. weiterlesen

WdbB: Weihnachten

weihnachtenZum hohen Fest ist den Leuten kein Weg zu weit, um sich im Kreise der Lieben unter die geschmückte Tanne zu setzen und in trauter Runde Gänsebraten oder Kartoffelsalat mit Würstchen zu verspeisen. Die Fast-Eltern auf Herbergssuche geben nur den Rahmen, der aber lästig zu werden droht, wenn der Pfarrer im ausnahmsweise übervollen Heiligabend-Gottesdienst darauf hinweist, dass Jesus kein Deutscher und noch dazu so etwas wie ein Flüchtling war. Die Deutschlandhasser wollen sogar diesen Hort des Friedens und der Selbstvergewisserung, der Völlerei, der Hausmusik und des gepflegten Familienstreits zerstören. weierlesen

Twitterkönig in Ausbildung: Norbert Bolz

bolz-IINorbert Bolz – wir hatten ihn schon einmal auf die Kieker – hat mittlerweile seine medienwissenschaftliche Karriere an den reaktionären Nagel gehängt. Jedenfalls drängt sich dieser Eindruck auf, weil er auf seinem Twitterprofil intensiv so reaktionäre wie hohle Phrasen übt. Hauptsache dagegen, koste es, was es wolle. Hier eine kleine kommentierte Auswahl. weiterlesen