Was man nicht alles lernt in Büchern (und was tatsächlich gedruckt wird, in diesem Fall sogar in der zweiten, neu bearbeiteten Auflage).
WdbB: Verschwulung
Ein paar Anmerkungen zur „gründlichen deutschen Genitalwäsche“, diesmal als Tondokument bzw. als Video. Mit bestem Dank an Till Sorge.
Patzelts Auto: Wer es wirklich war, ist egal
Als vor einer Weile in Dresden ein Sprengsatz vor einer Moschee gezündet wurde, hielten sich die Behörden lange bedeckt. Man wolle kein vorschnelles Urteil fällen. Als dann ein augenscheinlich gefälschtes Bekennerschreiben auftauchte, gingen Ulbig und seine Leute dieser „Spur“ so lange nach, bis das Offensichtliche bestätigt war. Bei unzähligen Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte in Sachsen war zudem zunächst kein politisches Motiv zu erkennen, in manchen Fällen auch nach dem Gerichtsprozess nicht. Und nun brannte Werner Patzelts Auto, und alle wissen, wer es war. weiterlesen
WdbB: Volk
Vom Volk sprechen heißt, eine Kampfzone zu betreten. Gerade mit dem abgenutzten Spruch »Wir sind das Volk« schreibt sich in die Debatte eine gefährliche Geste der Universalisierung ein, steckt in ihr doch die falsche Annahme, für alle, für das ausgeschlossene Ganze des Volkes zu demonstrieren. Das verleiht den besorgten Bürgern ihre Aggressivität: Sie glauben vermutlich eher instinktiv als absichtlich, auch alle anderen Volksgenossen zu repräsentieren und werden umso wütender, wenn diese sich nicht einfach vereinnahmen lassen. weiterlesen
Drugs and Strangers: Tödliches Cannabis vom Flüchtling?
Der Polizeibericht klingt hammerhart, und die national-besorgten Seelen reiben sich genüsslich die Hände: In einer Bremer Unterkunft für Geflüchtete seien zwei Frauen im Alter von 25 und 62 Jahren zu Schaden gekommen. „Ein 16 Jahre alter Bewohner der Unterkunft“, heißt es im Bericht, den Tag24 beinahe eins zu eins in einen Artikel verwandelte, „lud die beiden Mitarbeiterinnen zum Kuchenessen ein. Kurze Zeit nach dem Verzehr klagten die Frauen über starken Schwindel und Übelkeit und wurden in Krankenhäuser eingeliefert.“ weiterlesen
Maßlose polizeiliche Selbstgerechtigkeit
Nach bisherigem Kenntnisstand vergriffen sich zwei Polizeisprecher im Ton. Anstatt in einer Pressemeldung die Polizeisicht auf sexualisierte Gewalt und das Geschehen ringsum sachlich-neutral wiederzugeben, maßen sich die beiden eine politische Bewertung an. Und überschreiten damit ihren Kompetenzbereich.
Auf den sexualisierten Übergriff am 4. März im Conne Island gibt es zwei Sichtweisen. Das ist nicht überraschend. Der Club selbst schildert ihn so, die Polizei schreibt dies (nach unten scrollen). Es fallen hingegen die Überschrift „Merkwürdiges Connewitzer Inselleben“ und folgende Bemerkungen im Polizeibericht auf: weiterlesen
„Zu leiden selbst muss er lernen“: Leipziger CDU-Schüler auf de Maizières Spuren
Ein Leipziger Abiturient sorgt für Aufsehen. Mit 17 Jahren schon altklug und abgetakelt, spielt der die Rolle des unaufgeregten sachlichen Beobachters, der anders als seine Mitschüler nicht gefühlsduselig, sondern abgeklärt und besonnen ist. Die anstehende Abschiebung eines Jungen aus seiner Schule kommentiert er entsprechend kalt. Dabei stützt er seine scheinbare Überlegenheit auf einen falschen Begriff und outet sich als Treibhauspflanze. weiterlesen
No Ears for Krauts: Der Islam als Lieblingsfeind
Es ist schon erstaunlich, was für Texte dieser Tage tatsächlich noch als „links“ durchgehen. Ein Bilderbuchexemplar eines reaktionären Pamphlets, das es irgendwie geschafft hat, für links gehalten zu werden, erschien in der Februarausgabe des CEE IEH, verzapft von der einschlägig bekannten Gruppe No Tears for Krauts. Es wird wild pauschalisiert und im Duktus der Allwissenheit über die Motive und Hintergründe von Menschen geurteilt. Diese herrisch auftrumpfende Haltung tritt selbst die Mindeststandards der Differenzierung mit Füßen. weiterlesen
Replik zu: „Gummimuschis und Bürgerwehren“
Ein Text ein Thema, sagt ein alter Spruch. Die heute beim Student! veröffentlichte Besprechung, die sich – insgesamt durchaus positiv – mit der Lesung aus dem Wörterbuch des besorgten Bürgers beschäftigt, hat diesem Ratschlag nicht Rechnung getragen. Abseits des Gegenstandes verhandelt der Text die bereits aus dem Herbst 2016 stammende Debatte um das Statement des Conne Island und eine Reaktion, die auf dem Sprachlos-Blog veröffentlicht wurde. weiterlesen
Westliche Feierkultur oder: Vom „Föttchesföhlen“
Die mittlerweile so übliche wie schroffe Unterscheidung von denen dort und uns hier – das Gerede von den Kulturen also – hält einem genaueren Blick nicht stand. Auch die Feierkulturen zersplittern in unzählige Varianten mit diversen, mehr oder weniger problematischen Ausprägungen. In Tunis, Istanbul oder Kairo steigen mitunter die freakigsten Elektrosausen, nicht selten unter schwierigen Rahmenbedingungen. Die globale Kulturindustrie kennt in diesen Dingen kaum Grenzen; ähnlich wie der Turnschuh der Goldenen Zitronen. Neben den bekannten Mustern religiöser Prägungen, die ohne Zweifel Differenzen und Eigenheiten produzieren, spielen auch in diesen Regionen der Welt soziale Unterschiede eine gewichtige Rolle. Etwa arm und reich, Stadt und Land oder alt und jung. weiterlesen