WdbB: Schande

Bild_SchandeEine »Schande für Deutschland« − das sind für Besorgte Flüchtlinge, die Politik Angela Merkels und die Islamisierung, Frühsexualisierung und Umerziehung ihrer Kinder. »Damit Deutschland nicht zerstört wird«, soll die AfD gewählt werden, denn alle anderen Parteien stehen für Schmach und Schande.

Doch nicht nur aus besorgten Reihen schallt die Phrase. Auch Leute,die auf AfD und Gida schimpfen, bedienen sich dieses Großbegriffs. So nannte Wolfgang Schäuble (CDU) die AfD eine »Schande für Deutschland«, Andreas Stoch, SPD-Fraktionschef in Baden-Württemberg, be­­zeichnete die gespaltene AfD im dortigen Landtag als »Schande für Deutschland und Baden-Württemberg«. Und selbst Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) findet, Pegida ist eine »Schande für Deutschland«. Von Schande zu sprechen, ist so irreführend wie vielsagend. Sie meint sowohl den Verlust von Ansehen und Ehre, als auch die Ursachen dafür. So war ein uneheliches Kind lange einerseits die Schande selbst und brachte andererseits Schande über die Mutter. Zudem sind Schande und Schändung nahe beieinander. Beide Nomen referieren auf das Verb schänden, synonym für entweihen oder vergewaltigen. Von einer Schande für Deutschland zu reden, verweist also entweder darauf, etwas Sakrales zu beschmutzen und damit zu entweihen. Wer so redet, stilisiert die Nation zum gottgleichen Wesen. Oder sieht sie entehrt und vergewaltigt. In diesen protofaschistischen Männerfantasien muss Deutschland entweder heiliges oder unschuldiges Opfer sein, vielleicht auch beides. Vaterlandsliebe und Nationalismus sind gesellschaftlich noch immer erschreckend tief verankert.

[ng]