Island gegen die Wahrscheinlichkeit

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Foto: Reinhard Dietrich

Seit Jahren schon kursiert die Vorstellung, Fußball müsse kalkulierbar sein. Wenn nur genug Daten zur Verfügung stünden, müsse sich auch dieses Spiel berechnen und in den Trend der flächendeckenden Prognose (und ggf. Prävention) eingliedern lassen. Seither werden Daten in Unmengen erhoben und Heerscharen von Experten und Analysten arbeiten intensiv. Der kybernetische bzw. informationstheoretische Steuerungsimpuls kann doch vor einem Spiel nicht Halt machen. Und dann kommen ein paar bärtige Isländer und tanzen derbe aus der Reihe. weiterlesen

Widerliche deutsche Wurst

Dass des deutschen Bratwurst zum Phallussymbol taugt, ist keine Neuigkeit. Unzählige Werbespots spielen mit der Überblendung von Gemächt und Grillgut – zumeist in Verbindung mit Fußball und knapp bekleideten Frauen. Das ist für sich genommen schon lästig und stereotyp. Was allerdings das Vorzeigeexemplar des dämlichen deutschen Prolls, Atze Schröder, mit Wiesenhof-Würsten veranstaltet, geht noch einen Schritt weiter: Er feiert Vergewaltigungen ab. weiterlesen

Das ist „Deutsch ++“: Geflüchtete dürfen Nazisprühereien in Freital entfernen.

Wappen_freitalIn Freital gibt es keine Nazis. Davon war und ist Oberbürgermeister Rumberg überzeugt. Klar, es gab hie und da rassistisches Gebaren, Angriffe, Übergriffe, asylfeindliche Schmierereien, es gab asylfeindliche Demonstrationen und Kundgebungen, es gab mindestens vier offen auftretende asylfeindliche Gruppierungen in Freital, darunter eine Bürgerwehr – und es gab einen Einsatz der GSG9 in Freital, mehrere Personen wurden festgenommen, denen die Bildung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen wird. Aber damit müsste es sich eigentlich haben. weiterlensen

AfD: Die Schlacht der letzten Männer

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Jack Donovan, Foto: Zachary O. Ray

Björn (oder Bernd?) Höckes Suche nach seiner, nach unserer Männlichkeit, vorgetragen in bester Göbbels-Manier, hatte etwas Episches. Zart und aufwiegelnd zugleich, traurig ob des Verlusts und hoffnungsfroh, die kollektive Erektion doch wiederzufinden, irgendwo zwischen Donau und Oder – oder doch Memel? Wo auch immer sie sich versteckt hält; Höckes nur aus Versehen nicht gereimte Aufforderung, unsere Männlichkeit zu suchen, verdichtet ein zentrales Merkmal der reaktionären Bewegung, die mit der AfD ihren parlamentarischen Arm gefunden hat: Die alten Macker kämpfen um Anerkennung und wollen ihre alte Mackerwelt zurück. weiterlesen

Deutsche Ordnung

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Der Deutsche liebt Ordnung. Ordnung ist Teil „deutscher Tugenden“ und damit deutscher Ideologie. Ordnung gilt überall, gern im Kleingarten, im Hausflur und „vor der eigenen Tür“. Die „Goldene Hausnummer“ war eine Einrichtung zur Ordnungsdisziplinierung in der DDR, die bekanntlich auch ein deutscher Staat war. weiterlesen

Sachsen-CDU: „Kein erbärmlicher Untertan“

KAS-Wahlaufforderung-Bild-22129-1Dass die CDU, zumal in Sachsen, eine mittlerweile verlässliche Partnerin ist, geht es um Boulevard und Skandale, ist spätestens seit dem letzten Jahr eine Binsenweisheit. Sie lassen sich einfach nicht lumpen und auch in der zweiten Juniwoche gab es somit wieder feinste sächsische Realität, die eben prinzipiell auch ganz ohne AfD & Co. für Schlagzeilen sorgen kann. Da hätten wir zum einen die ehemalige Leipziger Finanzkämmerin Bettina Kudla, die nun für ihre Partei, die CDU, im deutschen Bundestag sitzt. Bekannt und beliebt vor allem für ihre, sagen wir, recht groben Beiträge auf Twitter, in denen sie z. B. nach dem Nazi-Angriff auf Leipzig-Connewitz mitteilte, dass man objektiv bleiben solle und das Problem dort benennen, wo es wirklich sitzt: Links! weiterlesen

Polizisten sind auch Menschen

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Foto: Thunderchild7

Wieder ist die Aufregung groß: Ein Polizist wurde ermordet. Dieses Mal in Paris. Es handelt sich um den Polizeikommandanten. Auch dessen Frau wurde tödlich verletzt, nur der dreijährige Sohn hat überlebt. Täter: Ein Mann, der wegen geplanter terroristischer Attentate in Haft saß und nun auf Bewährung freigelassen worden war. Jetzt ist er ein Polizistenmörder. weiterlesen

Der Nationalismus kann nicht gewinnen

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Als sei die Gesellschaft ein Organismus…

Das nationale Fieber steigt dieser Tage. Mit einer immer drastischeren, unverblümten Sprache bricht sich ein volksdeutsches Denken Bahn und schwappt vom rechten Rand ins konservativ-bürgerliche Lager. Nachdem Pegida und die AfD die Schleusen geöffnet haben, schiebt sich nun vielerorts eine reaktionäre und nationalistische Denke in den Vordergrund. Gewinnen allerdings – was immer das meint – kann die aus dem 19. Jahrhundert stammende falsche Verknüpfung von bios und nomos nicht. Die Frage ist nur, wie sehr es eskaliert. weiterlesen

AfD: Das Christentum ist grundgesetzwidrig!

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Foto: Metropolico.org

Es ist schon erstaunlich, auf welchem Niveau sich die aktuellen politischen und medialen Debatten bewegen. Kein Ressentiment, kein veralteter ideologischer Zinnober scheint stumpf genug, um nicht berichtet und besprochen zu werden. Und weil die AfD nicht viel länger auf dem Ticket „Flüchtlingskrise“ fahren kann (schließlich ist die Bundespolitik längst auf den xenophoben Kurs eingeschwenkt), kauft sie gerade ein neues, nicht minder einfältiges. Die Anfeindungen gegen den Islam, mit denen die Partei hofft, weiterhin die Zornigen und Vergrätzten hinter sich versammeln zu können, sind dabei so billig, dass sie nicht einmal rechtsradikalen Ansprüchen genügen dürften. Frauke Petry findet, halbwegs logisch besehen, das Christentum und selbst Fußball grundgesetzwidrig. weiterlesen

Westgotisches Ahnenerbe

1228„Neapel bleibt unser! Für ein Deutschland in den Grenzen von 1228“: Die Fallstricke der historischen Argumentation drückt der Antifa-Sticker aus den Neunzigern vorzüglich aus. Projektionen eines „Wir“ in einen bestimmten Raum und zu einer bestimmten Zeit lassen ziemlich alles möglich werden. Mit dem Ruf nach „Reconquista“ zeigt das ethnopluralistische Denken ein solches geschichtsklitterndes Vorgehen. Dabei ist nicht nur die Bezugnahme auf die „Rückeroberung“ des christlichen Spaniens von Muslimen durch christliche Spanier schief. Der Begriff in sich selbst ist eine historische Konstruktion zur identitären Sinnstiftung. weiterlesen