Gnade ihr Gott: Frauke Petry und die angebliche Schuld aller Geflohenen

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Foto: Olaf Kosinsky, Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland“

Dass Frauke Petry (AfD) ein Problem mit der aktuellen Asylgesetzgebung hat, ist bekannt. Dass man mit dieser Gesetzgebung auf sehr unterschiedliche Weise unzufrieden sein kann, auch. Die einen kritisieren, vom eigentlichen Recht auf Asyl, wie es die Genfer Flüchtlingskonventionen vorgeben, sei nicht mehr viel übrig. Nachdem über die Jahre mehr und mehr Einschränkungen das Gesetz ausgehöhlt haben, könne von einem solchen Recht keine Rede mehr sein. Die anderen, und da ist die AfD besonders laut, finden das aktuelle Gesetz viel zu schwach. Oder besser: unnötig. Denn wenn es kein Recht auf Asyl gäbe, bräuchte es auch keine Asylgesetzgebung. Man kann es aber auch anders drehen und wie Frauke Petry fordern, das „Recht auf Asyl“ in ein „Gnadenrecht des Staates“ umzuwandeln. Zu dieser Aussage ließ sie sich bei einem Gespräch mit Katrin Göring-Eckardt (Grüne) in der Zeit hinreißen. weiterlesen

WdbB: Schande

Bild_SchandeEine »Schande für Deutschland« − das sind für Besorgte Flüchtlinge, die Politik Angela Merkels und die Islamisierung, Frühsexualisierung und Umerziehung ihrer Kinder. »Damit Deutschland nicht zerstört wird«, soll die AfD gewählt werden, denn alle anderen Parteien stehen für Schmach und Schande. weiterlesen

Polizisten sind auch Menschen

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Foto: Thunderchild7

Wieder ist die Aufregung groß: Ein Polizist wurde ermordet. Dieses Mal in Paris. Es handelt sich um den Polizeikommandanten. Auch dessen Frau wurde tödlich verletzt, nur der dreijährige Sohn hat überlebt. Täter: Ein Mann, der wegen geplanter terroristischer Attentate in Haft saß und nun auf Bewährung freigelassen worden war. Jetzt ist er ein Polizistenmörder. weiterlesen

Wutbürger vs. Terrorflüchtlinge

Spiegel Online am 10. Februar 2016
Spiegel Online am 10. Februar 2016

Liebe Spiegel-Redaktion,

warum nur? Bevor ich mich zum Ende des Artikels klicke, der mir vermutlich verrät, dass beim alkoholisierten Brandanschlag auf eine Geflüchtetenunterkunft in Salzhemmendorf kein rassistisches Motiv zu erkennen ist, weiß ich schon, dass die Zahl der Hinweise auf noch mehr Terrorflüchtlinge steigt. Aha, die Hinweise. Von wem die wohl kommen? Aber gut, dass es hier nicht mal einen Teaser gibt.
Geflüchteten wird so pauschal und bereits im Titel unterstellt, einen Angriff auf „die Gesellschaft“ zu verüben. Deutsche, die Feuer gelegt und Leib und Leben bewusst aufs Spiel gesetzt haben, bleiben Bürger in Wut.

Ich verbleibe sprachlos.

Raubkopie

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Vermutlich strafbar: Raub der Sabinerinnen

Im Strafgesetzbuch (StGB) steht unter § 249 zu Raub:

„(1) Wer mit Gewalt gegen eine Person oder unter Anwendung von Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben eine fremde bewegliche Sache einem anderen in der Absicht wegnimmt, die Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr bestraft.“

Das Kopieren und Hochladen eines Films muss also ein gewalttätiger Akt sein, bei dem Blut fließt und der Eigentümer Todesängste auszustehen hat. Sind Raubkopierer vielleicht einfach nur Diebstahlkopierer?

(Schön dazu: die britische Variante der Kriminalisierung bei der Sitcom IT-Crowd auf deutsch bzw. im Original. Auch im Englischen wird hier mit piracy ein brutaler Vorgang mit körperlicher Gewalt assoziiert.)

 

Historisch war gestern

Andrieux_-_La_bataille_de_WaterlooSuperlative allerorten. Normal, mittelmäßig oder unaufgeregt geht schon lange nicht mehr. Ereignisse finden nicht einfach nur statt, sondern sind schon weltbewegend, ehe sie in der Zeitung stehen. Selbstsichere Medientexte behaupten bereits in der Gegenwart, historisch in die Zukunft greifen zu können. Weiterlesen

Antworten auf die „Flüchtlingsfrage“

_refugees_are_human_beingsMedien verschiedener Couleur hauen ja immer mal daneben, wenn es um Schlagzeilen geht. Empathie und Pietät muss man mitunter suchen – manchmal ist im Teaser oder im eigentlichen Beitrag mehr davon verbaut, als der Titel vorgibt. Weil aber dieser Titel bekanntlich die Klickzahlen liefert, wird oft scharf geschossen. Weiterlesen

Rückantwort

(keine Erklärung im Duden)

Ein vergleichsweise gebräuchliches Wort im Verwaltungsdeutsch. Das macht es sicher nicht besser. Eine Antwort ist eine Gegenrede, eine Entgegnung. Sie beschreibt also immer schon einen reaktiven Prozess, mit dem einer Aussage begegnet wird. Eine Rückantwort wäre dann eine Gegengegenrede oder eine Entgegenentgegnung, die, streng genommen, auf den Sprecher zurückfällt. Also ein Selbstgespräch. Warum man diesem Begriff auch noch eine Schwester schenken muss und von „Rückäußerung“ spricht, bleibt unklar.

Besessen vom Besitz

geld_verfuegenMittlerweile ist es Usus, Dingen Handlungsmacht anzudichten. Alles mögliche „verfügt über“ oder „besitzt“ etwas. Wohnungen zum Beispiel. Die schöne 4-Raum-Wohnung besitzt einen Balkon und verfügt über ein Tageslichtbad, lassen uns entsprechende Anzeigen wissen. Oder Möbel. Der Schreibtisch besitzt zwei große Schubladen. Ohne Zweifel, Anzeigentexte sind hartes Brot; und es lässt sich vermuten, dass die Autoren die drögen Verben „haben“ und „sein“ umschiffen und etwas variabler, geistreicher formulieren wollten. Das Ergebnis klingt nicht nur komisch, sondern zeigt, wie sakrosankt Eigentum gegenwärtig ist. Weiterlesen

Speisekartenbashing. Wie ist dein Vietnamesisch?

spezialNicht erst seit Facebook und Co amüsieren sich Leute, die ein bisschen was für Sprache im engeren Sinn übrig haben, gern über die Fehler anderer. Dabei reicht das Spektrum von konservativen Sprachbewahrern (Verein deutsche Sprache), über Duden-Affine („Ich war schon immer gut in Deutsch!“), bis zu denen, die einfach Spaß daran haben, anhand der Fehlerquote in Rechtschreibung und Grammatik auf den IQ des Autors zu schließen. Weiterlesen