1. Mai: Mit Bockwurst fürs Recht aufs Schuften?

arbeit_textAnlass 1. Mai: Der DGB schwärmt einmal mehr von „Guter Arbeit“ und lässt Erwerbslose erneut im Stich. Der Bürgermeister der deutschen Vize-Armutshauptstadt reckt kämpferisch die Faust und Kindern wird das Auf und Ab des Berufslebens an der Hüpfburg verdeutlicht.

„Arbeit muss sich wieder lohnen”, sind sich die politischen Parteien und Gewerkschaften einig. Wann aber hat sich Lohnarbeit schon einmal angemessen ausgezahlt? Geld für eine erfüllende Tätigkeit statt entfremdeter respektive entfremdender Arbeit zu bekommen, gilt bis dato als Luxus der Wenigen. Wir sitzen einem Trugschluss auf, was den Sinn der Erwerbsarbeit betrifft, das kann man sich mit etwas Muße gerade am „Tag der Arbeit” (oder auch „Kampftag der Arbeiterbewegung”) einmal klarmachen. weiterlesen

WdbB: Schuldkult

9. November 2015, Dresden: Zum Jahrestag der Reichspogromnacht forderte Pegida den Schluss­strich. »Lasst uns mit eurem Schuldkult für die Vergangenheit, für die keiner von uns hier die Verantwortung trägt, endlich in Ruhe!«, schallte es von der Bühne. Der Termin ist makaber, die Wortverwendung entlarvend. Schuldkult wird von der extremen Rechten seit Langem als »psychotisches Krankheitsbild« (so der verstorbene Nazi Jürgen Rieger) attestiert. Er funktioniert wie die Nazikeule als doppelte Unterstellung: Man schiebt den anderen etwas unter, um es ihnen dann vorwerfen zu können. weiterlesen

WdbB: christlich-jüdisch

christlich-juedischDie Rolle der »christlich-jüdischenTradition« bei der kolportierten Notwendigkeit, das Abendland gegen die Islamisierung zu verteidigen, erscheint wie ein Phantomschmerz. Denn das sächsische Geburtsland von Pegida ist wie andere ostdeutsche Bundesländer für die Konfessionslosigkeit seiner Einwohner bekannt. Manche würden auch behaupten, dass es Antisemiten dort leichter haben als Juden. Vielleicht deshalb strengt sich die Evangelische Kirche in Sachsen nun an, dem Phantom eine pegida-gerechte Gestalt zu geben. So profilierte sich der Landesbischof Carsten Rentzing vor seiner Ernennung mit homophoben Aussagen. Und für den ob seiner DDR-Opposition bekannten ehemaligen Pfarrer Theo Lehmann drückt sich in dieser Haltung der auch in Kirchensachen bewundernswerte »sächsische Weg« aus. Diesen ebnet er für die Spaziergänge von Pegida, an denen er teilnimmt, um seine Kritik am Islam als »antichristliche Religion« zu demonstrieren. weiterlesen

Gemeinsame Erklärung zur Sendung „Dienstags direkt“ des MDR Hörfunk

Gemeinsame Erklärung von Kerstin Köditz und Robert Feustel

Wir haben unsere Teilnahme an der heutigen @MDR_SN-Sendung „Dienstags direkt“ abgesagt. Angefragt waren wir zum Thema „politische Korrektheit“. Unseres Erachtens ist das ein Kampfbegriff der Rechten, und unser Ziel war, ihn nicht unwidersprochen zu lassen. Das Thema wurde bei einer kurzfristigen Sendungsankündigung mittlerweile in eine Richtung (weiter-)gedreht, die vollends indiskutabel ist.

Auf das Konzept der Sendung, den Tenor der Ankündigung und weitere Gäste hatten wir freilich keinen Einfluss. Jene kritischen Stimmen liegen richtig, die grundsätzlich fragen, warum keine Menschen eingeladen wurden, die selbst von Rassismus betroffen sind.

Wir danken denen, die uns zeitnah und sachlich sensibilisiert haben. Der von (weiteren) Beleidigungen nur so gespickte „Shitstorm“ ringsum ist dagegen sinnlos und unwürdig.

Ressortleiter „Hetze“ – gesucht und gefunden?

Gastbeitrag von Tobias Wilke

FotoJetTag24WTFnewDass Tag24 herzlich wenig vom eigentlich zwingenden Konjunktiv hält, sobald es um vermeintliche Nichtdeutsche geht, die irgendwie im Zusammenhang mit einer möglichen Straftat stehen könnten, hat dem Onlinekäseblatt bereits zu trauriger Berühmtheit im Fake-News-Atlas Hoaxmap.org verholfen – der Artikel über eine vermeintliche Vergewaltigung durch „südländische Typen“ am „helllichten Tag in Dresden“ gilt als regionaler „Klassiker“ unter den journalistischen Sorgfältigkeitspflichtverletzungen. Nun hat einer der sächsischen Tag24-Onlineautoren einen blitzsauberen Hat(e)trick hingelegt … weiterlesen

Wer nicht zählen kann, muss hetzen. „Zuwanderer“ in der Sächsischen Kriminalstatistik

Gastbeitrag von Tobias Wilke

PKS 2017 falschDem Landeskriminalamt Sachsen ist es offenbar eine „Herzensangelegenheit“, eine sogenannte „Tatverdächtigenbelastungszahl“ für die Gruppe der Zuwanderer zu benennen, also den Anteil der tatverdächtigen Zuwanderer an den Zuwanderern in Sachsen insgesamt. Trotz ausdrücklicher Warnung des Bundeskriminalamt (BKA), dass diese Berechnung hochkomplex ist und etliche Fallstricke birgt. Deren Kollegen aus Sachsen haben es dennoch versucht und entsprechende Zahlen veröffentlicht – mit gravierenden Fehlern, die Populisten in die Hände spielen. weiterlesen

WdbB: Asylindustrie

Eigentlich treibende Kraft hinter der Flüchtlingskrise ist die Asylindustrie. In gewissen Kreisen etablierte sich die zeitgemäße Notwendigkeit, auf jede Meldung zu fragen: »Cui bono?« Nur wer erkennt, wem der Lauf der Ereignisse in die Taschen spielt, erkenne auch, was wirklich los ist. Industrie kann erst mal ein neutrales Wort sein und eine bestimmte, eben industrialisierte Produktionsform meinen oder einen Wirtschaftszweig. Im letzteren Fall kann sich ein negativer Beiklang einstellen, wenn etwa die Musikindustrie beklagt wird, die weniger auf den künstlerischen Wert achtet als auf Chartplatzierungen. Der Vorwurf des schnöden Geldverdienen-Wollens steht bei Asylindustrie im Vordergrund. Hier hat man sich gierige Profiteure vorzustellen, die rücksichtslos mit Blick aufs eigene Konto an der Füllung des selbigen arbeiten. weiterlesen