Das Ding mit den Überschriften haben wir schon hier und dort thematisiert. Sie lenken die Leser und arbeiten suggestiv. Mal absichtlich, mal aus Versehen. Spiegel online ist immer wieder eine Quelle für Fehlschüsse dieser Art. Jüngstes Beispiel ist ein Text zur AfD und deren unerhörtem Wahlerfolg vor allem in Sachsen-Anhalt. Stefan Kuzmany, der einen Kommentar mit dem Titel Deutschland nach dem Wahlsonntag: Rechtsruck ohne Alternative bei SPON verfasste, stand vermutlich nicht der Sinn danach, diesen Drift zum Nationalen als alternativlos zu erklären.
Aber gerade das lässt der Titel zu oder legt es in erster Instanz sogar nahe. Hier hätten Anführungszeichen helfen können. Schließlich würden diese kleinen Strichelchen markieren, dass der Autor auf die Worthülse im Namen der Partei und auf die hohle Rhetorik ihrer Genossen anspielt. Statt der AfD das Wort zu reden, weist Kuzmany ein weiteres Mal darauf hin, dass diese Partei kein Gegenmodell im Köcher hat, dass sie jenseits emotionalisierter Phrasen nur ausgetretene Pfade betritt.
Der Rest ist die eher übliche Analyse der gegenwärtigen Parteienlandschaft – ein vielfarbiger Einheitsbrei. Die Grünen sind buchstäblich staatstragend und was die SPD macht, weiß niemand so recht.