Drohen, wünschen, hoffen

ramelow„Erneut Todesdrohung gegen Ramelow“, überschrieb die Thüringer Allgemeine einen kurzen Text über eine vermutete Mordandrohung an den Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow. Daran sind gleich zwei Aspekte unsauber. Da ist zunächst der Kontext, in den die Zeitung diese Twitter-Botschaft stellt (Rechtschreibung im Original): „Hintergrund war ein Tweet des Ministerpräsidenten, indem er seine Meinung darüber äußerte, dass Antifa-Organisationen am 5. Mai im Heimatort von AfD-Landeschef Björn Höcke demonstrieren wollen.“ Ramelow hatte die geplante Antifa-Demo mit Nazi-Methoden verglichen. Und ja, er erntete Entrüstung von links in den sozialen Netzwerken. Allerdings kam der Tweet aus einer anderen Richtung. In ihm heißt es (Rechtschreibung im Original): „@bodoramelow @Andreashoeppner du laberst den gleichen Scheiß wie alle etablierten Politiker über AFD u. NPD.Tod u. Verderben über dich“. Das ist kein guter Stil in der politischen Auseinandersetzung, im Gegenteil sogar sehr eklig. Aber eine direkte Morddrohung oder Ankündigung aus diesem Wunsch oder Fluch zu lesen, mutet leicht überzogen an; bei allem Verständnis für die Betroffenheit, wenn man Empfänger solch einer Aussage wird. Wenn diese dann noch in den Kontext einer verbalen (und digitalen) Auseinandersetzung mit Antifa-Aktivisten gestellt wird, wird der beabsichtigte Dreh der Thüringer Allgemeinen unübersehbar. Schlechter Journalismus entlarvt sich selbst, da braucht es dann keine Methodenvergleiche mehr.