Maßlose polizeiliche Selbstgerechtigkeit

loepki_detailNach bisherigem Kenntnisstand vergriffen sich zwei Polizeisprecher im Ton. Anstatt in einer Pressemeldung die Polizeisicht auf sexualisierte Gewalt und das Geschehen ringsum sachlich-neutral wiederzugeben, maßen sich die beiden eine politische Bewertung an. Und überschreiten damit ihren Kompetenzbereich.

Auf den sexualisierten Übergriff am 4. März im Conne Island gibt es zwei Sichtweisen. Das ist nicht überraschend. Der Club selbst schildert ihn so, die Polizei schreibt dies (nach unten scrollen). Es fallen hingegen die Überschrift „Merkwürdiges Connewitzer Inselleben“ und folgende Bemerkungen im Polizeibericht auf: „Es bleibt einmal mehr ein sehr fader Nachgeschmack, allerdings auch eine gewisse Belustigung über die unübersichtlichen Zustände innerhalb sogenannter rechtsfreier Räume. Darin kann es im Jahr 2017 also schon mal vorkommen, dass das klassische Feindbild (Staat/Polizei) des uniformen Linksalternativen dabei behindert wird, wie es sich für einen (zu Unrecht verfolgten?) Ausländer einsetzt, der zudem – zumindest nach Zeugenaussagen – von augenscheinlichen Angehörigen der linken Szene angegriffen wurde. Rassismus ist jetzt vielleicht schon weit jenseits der gesellschaftlichen Mitte anzutreffen.“

Die von Polizeisprecher Andreas Loepki und Pressesprecher Uwe Voigt unterzeichneten Einlassungen spielen nicht nur den Übergriff herunter. Sie ergehen sich genüsslich in einem – unbewiesenen – Rassismusvorwurf, und die Lokalpresse greift das unkritisch auf. Solche Bewertungen abzugeben ist aber generell nicht Aufgabe der Polizei. Gerade in Sachsen, wo Exekutive und Judikative immer wieder damit auffallen, Rassismus und rechte Gewalt nicht zur Kenntnis zu nehmen oder sie herunterzuspielen, mutet solche „maßlose Selbstgerechtigkeit“ seitens der Behörde besonders krass an. Ist das noch Unprofessionalität oder der Wille zur Deutungsmacht? Über Charakter und Größe eines Egos möchte man gar nicht spekulieren, das mit „Ällabätsch!“ auf ihm missliebige Szenen zeigt, weil es eigene Projektionen für wahr hält.

Es ist nicht das erste Mal, dass Polizeisprecher Loepki durch Eigenmächtigkeit auffällt. So sah er sich im August 2016 bemüßigt, im Kommentarbereich des kreuzer einen Beitrag zu kritisieren. Insbesondere wurmte ihn, dass das Magazin seine Pressemitteilung nicht einfach übernommen hatte. Sein Credo: „Worin das Interesse an einer gewissen Tatsachenverzerrung bestehen könnte, dürfte auch auf der Hand liegen. Schade dass Sie die Wertigkeit der Quelle mit uns auf eine Stufe stellen.“