Ein „Linkslinguist“? Die AfD Sachsen und ihre mangelnde Lesekompetenz

bildschirmfoto-2016-12-14-um-19-10-31Dass ein Wörterbuch der besorgten Bürger bei diesen selbst nicht auf Zuneigung stoßen würde, überrascht nicht. Die AfD Sachsen allerdings nimmt die Veröffentlichung gleich zum Anlass, ihre unbarmherzig mangelhafte Lesekompetenz unter Beweis zu stellen. Ein „Linkslinguist“ habe das Buch zu verantworten und „Entartung“ wäre ganz falsch dargestellt, poltert Landesvize Thomas Hartung. Dumm nur, dass das Buch 12 Personen geschrieben haben und „Entartung“ darin gar nicht vorkommt. weiterlesen

WdbB: direkte Demokratie

bild_direkte-demokratieDie Sache mit der Demokratie ist an sich schon schwierig. Was heißt »Herrschaft des Demos«? Wer ist das? Funktioniert die Idee der Repräsentation, also die Vorstellung, dass einzelne für viele entscheiden? Das sind Fragen, die dieser Tage hochkochen − in Zeiten, in denen immer häufiger von Postdemokratie oder Oligarchie (der Herrschaft des Reichtums) gesprochen wird. weiterlesen

In der „linksfaschistischen Echokammer“

Besorgte Kommentare sind schon eine putzige Sache – insofern sie nicht gleich verbale Zumutungen enthalten und zur Gewalt aufrufen. In einem herausragenden Exemplar war unlängst von unserer „linksfaschistischen Echokammer“ die Rede. In der stehen wir also und hören uns selbst zu. Doch was ist damit gemeint? Genauer besehen, entsteht ein schräges Bild. weiterlesen

Björn Höckes NS-Munitionierung

Er beschwört eine „tausendjährige Zukunft“, nennt Regierende „Volksverderber“ und will „Tat-Elite“ sein. Björn Höckes Vokabular ist mehr als auffällig. Zwischen gewundenen Formulierungen, heroischem Kitsch und weinerlichem Pathos steckt aber allerhand rhetorische Fundmunition. Die Blindgänger aus NS-Zeiten sind keine Zufallsprodukte, dafür kommen sie zu oft vor. Eine ganze Ladung davon hat Andreas Kemper fürs Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung analysiert und historisch verortet.

„Zur NS-Rhetorik des AfD-Politikers Björn Höcke“

Rainer Wendt: Ich beleidige Sie nicht, sondern sage nur, Sie sind ein …

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Foto: Hobbes1500

Rainer Wendt, Dauerpöbler in Talkshows und Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, hat einmal mehr seine außerordentlichen Logikkenntnisse unter Beweis gestellt. Nachdem in Hameln ein wahrlich Durchgeknallter seine Frau ans Auto schnallte und beinahe zu Tode schleifte, hatte Wendt – ganz im Law-and-Order-Stil – eine verweichlichte Gesellschaft dafür verantwortlich gemacht. In einem Interview bei Spiegel Online rudert er zurück – scheinbar. Übrig bleiben hohle Phrasen und die Erkenntnis, dass dieser Mann bestenfalls zur braunen Eckfahne taugt. weiterlesen

Beamtenbashing auf Sächsisch

Selten nur erklingen auf diesem Kanal freundliche Töne, wenn Sachsen eine Rolle spielt. Aber an diesem Punkt bedarf es einer kleinen Korrektur. Der gestern veröffentlichte Sachsenmonitor zeigt in der Tat Erschreckendes. Was allerdings mit Zahlen, also mit einzelnen Zustimmungswerten, gerade passiert, ist fahrlässig. Bestes Beispiel sind die Beamten und ihre politische Einstellung. weiterlesen

Wörterbuch des besorgten Bürgers

+ Besorgt_Cover_D.inddDer Sprachlos-Blog goes print. Wir freuen uns.

Von »Asylindustrie« über »Merkeljugend« bis »Volkstod«: In Kreisen besorgter Bürger machen dieser Tage Begriffe die Runde, deren Unsinn nicht selbstverständlich ist. Dieses Wörterbuch kartografiert und kritisiert – unvollständig und selbst wertend – in 150 Einträgen den sprachlichen Zauber, der weite Teile der politischen Öffentlichkeit erfasst hat und der beharrlich mit stilisierten Ängsten spielt. Konsequent aus einer falschen Opferperspektive werden Tabubrüche inszeniert, um noch so derbe Zumutungen als verkannte Wahrheit zu deklarieren. Neben der politischen Schärfe, welche die Aufarbeitung besorgter Sprache unweigerlich zeigt, kommt auch (ungewollt) Komisches zum Vorschein: Wer etwa von »Volksverdünnern« spricht, hat nicht darüber nachgedacht, dass Besorgte – um im Bild zu bleiben – dann die Arterien der Gesellschaft verstopfen.

Das Buch erscheint Anfang Dezember 2016.

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Die Junge Union München will das Dritte Reich retten

junge-union-muenchen-2016-10-19Es gab Zeiten, als große Koalitionen noch ein Unding waren. Mittlerweile gehören sie – ganz im postdemokratischen Stil – zum Standard. Und „linke“ Allianzen, also etwa Regierungsbündnisse zwischen SPD, Linken und Grünen gelten manchen bereits als Vorstufe zur kommunistischen Revolution. Nun drängt sich unmittelbar die Frage auf, was genau die drei Parteien zu linken machen soll. Die SPD mit ihrem Baby Ceta, die Grünen mit reaktionären Knallköpfen wir Boris Palmer oder Winfried Kretschmann und DIE LINKE mit Sahra Wagenknechts „Obergrenzen“? Alles egal, denkt sich die Junge Union München. Wenn die regieren, entsteigt sogar Lenin dem Mausoleum. Sich selbst jedenfalls verstehen sie unumwunden als Nazis. weiterlesen

Entwürdigende Kartoffeln und Fotzen der Meinungsfreiheit

Die Älteren werden sich vielleicht noch erinnern: Anfang des Jahres meldete eine Gruppe namens GEPIDA, also „Genervte Einwohner protestieren gegen Intoleranz Dresdner Außenseiter“, fast wie jeden Montag eine Gegendemo gegen PEGIDA an. Für den Abend des 25. Januars hatte sich die Versammlungsbehörde aber etwas Spezielles ausgedacht und schickte einen 14-seitigen (!) Auflagenbescheid. In diesem wurden Demonstrationen und Versammlungen von 2014 erwähnt, um die Gefahr zu begründen – also die linksextreme –, die von GEPIDA ausgeht. Aber vor allem bezog sich die Behörde auf einen Tweet des sicher höchst „offiziellen“ Twitter-Accounts „antifa_dd“, in dem die Teilnehmer von PEGIDA als „Kartoffeln“ bezeichnet wurden. Und das geht nun wirklich nicht, denn das „kann als Hinweis verstanden werden gegen als ‚Kartoffeln‘ entwürdigte Gegner vorzugehen“, so die Begründung.

GEPIDA-Kartoffeln-Auflagenbescheid

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Stadtfest-Mischpoke

Goethe mischte sich auch nur kurz unter die Sachsen
Goethe mischte sich auch nur kurz unter die Sachsen

Sächsische Zeitungs-Zustände: Ja, manchmal muss es schnell gehen, eine Nachricht noch fix raus und auch Journalisten wollen in den Feierabend. Aber kann das als Erklärung für folgende Aussage über Nazi-Schikanen auf dem Löbauer Stadtfest gelten? Oder war das doch eher ein Freudscher? Der Autor schreibt: „Demnach sollen am Stadtfest-Freitagabend offenbar rechtsgerichtete Personen die Gesichter von Flüchtlingen abfotografiert haben, die sich unter die Stadtfestgäste gemischt hatten.“ weiterlesen