Seit einigen Tagen feiert die Dresdner AfD ein neues Sternchen. Die Praktikantin Cati Bundesmann hatte sich ans Mikrophon gewagt, um ein paar Takte loszuwerden. Möglicherweise getragen vom naiv-sächsischen Charme löste ihre Rede eine Welle besorgter Begeisterung aus. Wir haben uns fünf leidliche Minuten angehört, die deutlich machen, dass Bundesmann – wie die AfD insgesamt – nur Reizwörter aneinanderhängt und dabei so oft unbemerkt die Perspektive wechselt, dass ihr und allen Umstehenden schwindlig werden müsste. weiterlesen
Die Biomär oder: Heile Welt bei Biomare
Seit ein paar Knalltüten die Scheiben des Biomare in Connewitz eingeworfen haben, entspinnt sich eine Diskussion zu legitimer und passender Kapitalismuskritik; schließlich hatte der Ökomarkt mit diesem Thema Werbung gemacht. Einige Anmerkungen dazu, was am Biokonsum politisch problematisch und warum die Werbekampagne eine Frechheit ist. weiterlesen
Die braune Sahra
Autsch. Diese Pressmitteilung von Sahra Wagenknecht, Vorsitzende der LINKEN, hat es in sich. Dieser Tage will niemand, der noch halbwegs bei Verstand ist, Applaus von Leuten wie Poggenburg ernten. Und das muss man auch erst schaffen. Wagenknecht hat es sich allerdings redlich verdient – und beerdigt die LINKE. weiterlesen
Widerliche deutsche Wurst
Dass des deutschen Bratwurst zum Phallussymbol taugt, ist keine Neuigkeit. Unzählige Werbespots spielen mit der Überblendung von Gemächt und Grillgut – zumeist in Verbindung mit Fußball und knapp bekleideten Frauen. Das ist für sich genommen schon lästig und stereotyp. Was allerdings das Vorzeigeexemplar des dämlichen deutschen Prolls, Atze Schröder, mit Wiesenhof-Würsten veranstaltet, geht noch einen Schritt weiter: Er feiert Vergewaltigungen ab. weiterlesen
Polizisten sind auch Menschen
Wieder ist die Aufregung groß: Ein Polizist wurde ermordet. Dieses Mal in Paris. Es handelt sich um den Polizeikommandanten. Auch dessen Frau wurde tödlich verletzt, nur der dreijährige Sohn hat überlebt. Täter: Ein Mann, der wegen geplanter terroristischer Attentate in Haft saß und nun auf Bewährung freigelassen worden war. Jetzt ist er ein Polizistenmörder. weiterlesen
Der Nationalismus kann nicht gewinnen
Das nationale Fieber steigt dieser Tage. Mit einer immer drastischeren, unverblümten Sprache bricht sich ein volksdeutsches Denken Bahn und schwappt vom rechten Rand ins konservativ-bürgerliche Lager. Nachdem Pegida und die AfD die Schleusen geöffnet haben, schiebt sich nun vielerorts eine reaktionäre und nationalistische Denke in den Vordergrund. Gewinnen allerdings – was immer das meint – kann die aus dem 19. Jahrhundert stammende falsche Verknüpfung von bios und nomos nicht. Die Frage ist nur, wie sehr es eskaliert. weiterlesen
AfD: Das Christentum ist grundgesetzwidrig!
Es ist schon erstaunlich, auf welchem Niveau sich die aktuellen politischen und medialen Debatten bewegen. Kein Ressentiment, kein veralteter ideologischer Zinnober scheint stumpf genug, um nicht berichtet und besprochen zu werden. Und weil die AfD nicht viel länger auf dem Ticket „Flüchtlingskrise“ fahren kann (schließlich ist die Bundespolitik längst auf den xenophoben Kurs eingeschwenkt), kauft sie gerade ein neues, nicht minder einfältiges. Die Anfeindungen gegen den Islam, mit denen die Partei hofft, weiterhin die Zornigen und Vergrätzten hinter sich versammeln zu können, sind dabei so billig, dass sie nicht einmal rechtsradikalen Ansprüchen genügen dürften. Frauke Petry findet, halbwegs logisch besehen, das Christentum und selbst Fußball grundgesetzwidrig. weiterlesen
Westgotisches Ahnenerbe
„Neapel bleibt unser! Für ein Deutschland in den Grenzen von 1228“: Die Fallstricke der historischen Argumentation drückt der Antifa-Sticker aus den Neunzigern vorzüglich aus. Projektionen eines „Wir“ in einen bestimmten Raum und zu einer bestimmten Zeit lassen ziemlich alles möglich werden. Mit dem Ruf nach „Reconquista“ zeigt das ethnopluralistische Denken ein solches geschichtsklitterndes Vorgehen. Dabei ist nicht nur die Bezugnahme auf die „Rückeroberung“ des christlichen Spaniens von Muslimen durch christliche Spanier schief. Der Begriff in sich selbst ist eine historische Konstruktion zur identitären Sinnstiftung. weiterlesen
Gaucks Entscheidung
Beinahe täglich grüßt das Murmeltier: Schon wieder die Sache mit den Überschriften. Vor einiger Zeit bereits raunte es durch die Medien, dass Angela Merkel eine weitere Amtszeit plane (Tagesschau) bzw. dass sie weitermache (N24 und Tagesspiegel) – lange bevor die nächste Wahl in Sichtweite gewesen wäre (siehe dieser Beitrag). Die Artikel selbst debattierten die Frage, ob sich Merkel erneut zur Wahl stellen wolle, wurden jedoch überschrieben, als sei es ihre eigene Entscheidung. Nun erlebt Bundespräsident Joachim Gauck die gleiche unfreiwillige Ermächtigung und es scheint, als könne auch er autonom über eine weitere Amtszeit bestimmen. Wasser auf die Mühlen jener Schreihälse, die den Untergang des demokratischen Abendlands kommen sehen.
Drohen, wünschen, hoffen
„Erneut Todesdrohung gegen Ramelow“, überschrieb die Thüringer Allgemeine einen kurzen Text über eine vermutete Mordandrohung an den Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow. Daran sind gleich zwei Aspekte unsauber. weiterlesen